Sprache (Sätze im Kontext, synsemantische Ausdrücke) kann – im Gegensatz zur Position Wittgensteins im Tractatus (TLP) – sehr wohl Werte ausdrücken, doch deren Sinn (oder Unsinn) läßt sich nicht aus einem absoluten Wert – außerhalb des In-der-Welt-Seins bestimmen oder ableiten. Denn meine sprachkritische Überlegung – im Bereich der Semantik – kennt nur deiktische Ausdrücke, synsemantische Ausdrücke unterschiedlicher Qualität und logische Partikel. Wert ist also der Inbegriff verschiedener Werte. Diese haben zwar eine hierarchische Verknüpfung (Basis sind die Grundwerte), aber sie sind vorläufig, d.h. Sie sind entwickelbar und notwendig reformierbar.
Ihre Legitimität ergibt sich einerseits aus der Autonomie des menschlichen Handelns – dem Selbstbewußtsein, der Verantwortlichkeit und der Unantastbarkeit der Würde des Menschen –, andererseits aus der gesetzten
Verbindlichkeit: den gesellschaftlich verbindlichen Normen. Auch die Grundwerte und die Menschenrechte müssen durchgesetzt und historisch rekonstruiert werden. Ethische Normen sind keine Naturgesetze, sondern für verbindlich erklärte Verhaltensweisen. Ein Verstoß gegen sie kann und muss gebrandmarkt werden. Für die gesellschaftlichen wie individuellen Verbrechen – als Verstöße gegen die Normen des Zusammenlebens und der Menschenwürde – sind die Menschen verantwortlich. Das sogenannte Böse fällt nicht vom Himmel, es ist und wirkt In-der-Welt. Der Kampf gegen das Verbrechen ist daher eine dauernde Aufgabe; wie auch die ständige Revision der Normen.
Alle Paradies-Vorstellungen – sowohl im Himmel wie auf der Erde – bedürfen der Aufklärung. Die Bedeutungen des „absolut Gerechten“ oder des „absolut Guten“ oder des „ewigen Friedens“ bedürfen einer speziellen Analyse als Grenzwert-Überlegung. Der absolute Wert ist nur als Utopie vorstellbar Das mag eine Problem-Lösung sein, aber keine Erlösung der endlichen Welt. Daher spreche ich von der Dynamik des Vorläufigen.