Der Holzweg ist keine Lösung

Holzwege sind nicht die Lösung des Problems der Erlösung. Holzwege sind spezielle Irrwege im Labyrinth des menschlichen Lebens. Irrwege sind Umwege, die nicht aufgeben, das erhoffte Ziel zu erreichen. Auf dem Umweg wird das Ziel nicht geleugnet, nicht vergessen oder sogar aufgegeben, sondern – bei aller Anstrengung – die Zielorientierung bleibt erhalten. Sie gibt dem Mäandern im Feld des Lebens Sinn. Demgegenüber ist die Aussage, der Weg sei schon das Ziel, sinnlos.

Ich verstehe diese Zielorientierung als die Dynamik des Vorläufigen in allem alltäglichen, gesellschaftlichen und forschendem Problemlösen. Die Struktur des Lösens von Problemen – das zeigt sich sowohl bei den Lösungswegen, als auch bei den Lösungen – ist provisorisch und antizipativ zugleich.

Daher ist auch der Holzweg eine spezielle Form des Umweges, den zu gehen, Mut, Anstrengung und Ausdauer verlangt. Insbesondere verlangt dieses Gehen, mit dem Zweifel umzugehen, ohne zu verzweifeln, und bereit zu sein, umzukehren. Denn der Holzweg ist eine Sackgasse. Er verlangt Umkehr – um im Bild zu bleiben: damit das geschlagene Holz aus dem Wald entfernt und entsorgt werden kann.

Das messianische Denken versteht das menschliche Leben als Bewegung in einem labyrinthartigen Feld. Der Ausgang – die Lösung bzw. Erlösung – ist existenziell erfahrbar, aber nicht erzwingbar oder begreifbar. Diese Erfahrung beginnt mit dem Schweigen, kann als konkrete Utopie beschrieben und in Oxymora erzählt werden.